ES LEBTE HIER EIN…

ES LEBTE HIER EIN TISCHLERSTAMM

Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als Beginn der Tischlerei in Solkan. Die Entwicklung dieses Handwerks wurde bedingt durch das bereits gut entwickelte Tischlergewerbe in der Region Friaul (heute in Italien), durch die unmittelbare Nähe der mit reichhaltigem Wald bedeckten Hochebene „Trnovski gozd“ (Ternowaner Wald) und durch den energiereichen Fluss Soča. Die ersten Tischler arbeiteten in kleinen Familienwerkstätten und deckten den Möbelbedarf des neuen Bürgertums in Gorizia und Triest.

Den Höhepunkt erlebte dieses Handwerk in Solkan um die Jahrhun- dertwende als im kleinen Dorf sogar rund 350 Tischler tätig waren. Ihr guter Ruf machte sie weltweit bekannt, wie z.B. in Dalmatien und sogar im Nahen Osten (Ägypten). Später wollten die solkanischen Tischler ihre Möbel auch auf entfernten Märkten vorstellen, deshalb stieg deren Produktion, und infolgedessen gab Dr. Henrik Tuma (1858-1935) die Anregung zur Gründung der ersten Tischlergenossenschaft.

Der erste Weltkrieg gab dem Tischlerhandwerk in Solkan einen heftigen Schlag. Schon im ersten Kriegsjahr wurden die meisten Männer aus Solkan mobilisiert. Die 6. Isonzofront verlief im August 1916 in der unmittelbaren Umgebung des Dorfes und zwang die Bewohner zur Flucht ins Hinterland und zerstörte das Dorf fast ganz vollkommen. In der Zwischenkriegszeit organisierten die solkanischen Tischler anfangs eine Produktionsgenossenschaft und später den Tischlerverband „Comunita artigiani mobilieri“, der seine Produktion dem italienischen Möbelmarkt anpasste.

Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges unterbrach wieder das Tischlerhandwerk in Solkan, das zuvor zwei Jahrzehnte erfolgreich gedieh. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verband der Tischlerhandwerker (Združenje mizarskih obrtnikov – ZMO) gegründet. Von nun an konnte die Entwicklung dieses Handwerks in Solkan nicht mehr gestoppt werden.

In der nach dem Krieg neugegründeten Stadt Nova Gorica wurde eine neue Möbelfabrik (Meblo) gegründet und die meisten jungen solkanischen Tischler fanden dort massenweise Arbeit. Leider wurde die Fabrik vor einigen Jahren geschlossen und damit ging die hundertfünfzigjährige Tischlertradition in Solkan in die Geschichte ein.

Der Verein für Restaurierung, Schnitz- und Intarsienkunst Solkan (Rezbarsko, intarzijsko in restavratorsko društvo Solkan – RIRDS) hält heutzutage die Tischlertradition aufrecht, so dass immer noch Holzkunstwerke geschaffen und ausgestellt werden. In einer alten Tischlerwerkstatt richteten die Vereinsmitglieder ein Museum ein. Es heißt „Stara solkanska mizarska delavnica“ (Alte Solkaner Tischlerwerkstatt), wo original Tischlerwerkzeuge und Einrichtung

aus den ehemaligen Werkstätten zu sehen sind, sowie einige Möbelstücke und alte Photographien. Die traditionelle Möbelherstellung ist auch dargestellt. Heute erinnert auch die Gasse „Mizarska ulica“ (Tischlergasse) noch an das Tischlerhandwerk.

Am Anfang der Gasse befindet sich ein Denkmal, das einen Tischler bei der Arbeit darstellt, und das nach einem Holzschnitt des Künstlers Jože Srebrnič aus Solkan (1902-1991) nachgebildet wurde. RIRDS brachte auch Schilder mit demselben Tischlermotiv und den Vornamen der ehemaligen Tischler an alle Häuser an, wo einst Tischlerwerkstätten waren.

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